The Post Wall Dream

Pink Floyds The Wall im MGB-Chitchat (4)

Munich Globe Bloggers: The Post Wall Dream - Pink Floyds The Wall im MGB-Chitchat (4) (Art Work: MGB with a big little help by Pink Floyd and their gorgeous cover design artists)
The post wall dream that never was: Homo sapiens knows how to make things worse by greed, ignorance and a damn sick system called capitalism.
(Art Work: MGB with a big little help by Pink Floyd and their gorgeous cover design artists)

Steckst du The Wall in einen anderen Soundmantel, ist es, als habe jemand ein Kaminfeuer angezündet.

Scarlett Carson, MGB

(Hier geht’s zu Folge 1: The red, black and white Album)

Wallways look on the Brick Side of Life

Chief: Welcher Stein fehlt in The Wall?

Jimmy: Humor. Und der Zynismus von The Final Cut.

Scarlett: Wie würde The Wall wohl klingen, hätten Monty Python mitgemischt oder auch nur einer der Gentlemen John Cleese, Graham Chapman, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin?

Jonny: Ich hätte da zumindest ein paar Songtitel im Kopf: I Like Chinese Walls; Penis Graffiti Song; Oliver Cromwall; Wallways Look On The Brick Side Of Life1

Chief: Fascinating. Als Teenager fanden wir beides cool: den selbstbezogenen Wir-gegen-die-Welt-Ernst von The Wall und die Spaß-Orgien von Das Leben des Brian (1979) und Die Ritter der Kokosnuss (1975).

Scarlett: Klar. Beide Varianten gaben uns ein gutes Gefühl. The Wall bestätigte uns in unserem Isolierungsgefühl und Monty Python zeigten die Erwachsenenwelt so lächerlich wie sie de facto war. Blühender Schwachsinn so weit das Plüschauge reichte. Und noch viel viel weiter.

Jimmy: Ich sehe The Wall als Teil einer Entwicklung. Anfangs nehmen wir die Welt so wie sie ist. Wenn wir mehr davon verstehen und die Dissonanz zu unserem Selbstverständnis und Gerechtigkeitsempfinden spüren, versuchen wir halbwegs ernsthaft Kritik zu formulieren, bis wir feststellen, dass die Menschheit eine verdammte – und mitunter wunderschöne – Katastrophe ist, die aus Trägheit, Angst, Ignoranz oder was auch immer kein glaubwürdiges Interesse daran hat, ihre Rolle in der Welt und ihren Einfluss zu reflektieren und selbstkritisch danach zu handeln. Was bleibt, ist entweder in den Wahnsinn zu flüchten à la Sam Lowry in Brazil2 oder sich die Welt mit einer Überdosis Humor erträglich zu malen, gemäß dem Sponti „Lacht kaputt, was euch kaputt macht.“ The Wall ist der quasi erste Schritt. The Final Cut markiert den Übergang zum nächsten Schritt. Der Song Perfect Sense Pt. II auf Waters Solo-Album Amused to Death (1992) veredelt den Sarkasmus: im Hintergrund sind zwei Reporter zu hören, die über den Krieg sprechen, als wäre er ein Sport-Event.

Every piece of life is turned into a great big show. That’s why we’re damn fucking amusing ourselves to death.
(Foto from: Roger Waters: Amused to Death, Albumcover – 2015-Version)

The Slackers at the Gates of Ease

Chief: Der rote Faden in Waters Musik seit Animals (1977) bleibt eine solide Portion Menschheits- oder zumindest Machtdeppen-Ekel. Basierend auf einer frustrierenden Bilanz: Eine Mauer fiel – viele neue Mauern wuchsen.

Scarlett: Dabei sind es nicht bloß die Texte. Steckst du The Wall in einen warmen Soundmantel, ist es, als habe jemand ein Kaminfeuer angezündet. Wie in Time: When I come home cold and tired / It’s good to warm my bones beside the fire. Kennt ihr Luther Wright & the Wrongs? Eine Indie-Country-Band aus Ahornland. Die haben 2001 das ganze Wall-Album gecovert3. Mit allerhand lustigen Instrumenten. Banjo und so. Steppenroller statt Bombeneinschläge. Hits the spot.

Jonny: Klingt nach Lagerfeuer-Upgrade.

Chief: Stelle mir so ’ne Prärie-Infusion vor wie ein Sonnenblumen-Graffiti auf The Wall. Die Original-Scheibe ist schon ziemlich heavy, bleiern. Als Post-Teenager steht mir die Seele zunehmend nach leichteren Sound-Gewichten.

Jimmy: Chief, alter Slacker, wir wissen, du föhnst dir Pink Floyds Post-Waters-Alben in die Antennen. Durchweg ohrenfreundliches Tonmaterial, aber halt eher plätscher, plätscher. A Momentary Lapse of Reason (1987) hat zumindest noch ein floydiges Albumcover und einige Nummern mit Aggro in der Gitarre. Und im Sax. Floyds letzte Vinyl-Frisbee4 ist reinster SUP-Yoga-Soundtrack. Entschieden hängemattig.

Jonny: Time is gone, the chat is over. Thought I’d something more to say … Wir kritzeln jetzt noch ein paar Wall-Graffitis an die Klo-Wände und dann navigieren wir uns nostalgiespaßeshalber Alan Parkers Flimmerversion in die Synapsenbüchse. Vielleicht projiziert ihn gerade jemand an ein Stück Berliner Restmauer.

(The End)

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  1. Vgl. Monty Pythons Album Monty Python Sings (1989), ein Sampler mit grandiosen Zwerchfellerschütterungshymnen von 1971-1989. ↩︎
  2. Brazil: Filmischer Geniestreich von Regisseur Terry Gilliam über einen bürokratischen Überwachungsstaat à la 1984 mit Robert de Niro, Michael Palin und Jonathan Pryce; 1985. ↩︎
  3. Luther Wright and the Wrongs: Rebuild The Wall; 2001. ↩︎
  4. Pink Floyd: The Endless River; 2014. Das fast schon rufschädigend kitschige Cover verheißt nichts Gutes und tatsächlich hätte die Band einen würdigeren Abgang verdient. Das Album fließt einfach so durch die Ohren, ohne dass viel hängen bleibt. Zum Chillen ganz okay. So oder so wirkten Rest-Pink-Floyd nach Waters‘ Abgang recht bemüht, an alte (Prä-Animals-) Zeiten anzuknüpfen. Leider klang es nie wirklich floydig. ↩︎

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