The Dark Side of my Spoon

Pink Floyds The Wall im MGB-Chitchat (3)

Munich Globe Bloggers: The dark Side of my Spoon - Pink Floyds The Wall im MGB-Chitchat (3) (Albumcover: Pink Floyd/Gerald Scarfe/Harvest/EMI/1979)
The Essence of Power: Big Ass, big Shit.
(Albumcover: Gerald Scarfe/Pink Floyd/Harvest/EMI/1979 – Bonus rocket: MGB)

Does anybody here remember Vera Lynn? / Remember how she said that / We would meet again some sunny day?

Pink Floyd: Vera (from The Wall, Side 3)

(Hier geht’s zu Folge 1: The red, black and white Album)

Obscured by Mushroom Clouds

Chief: In The Wall geht es ja auch ein bisschen um Krieg. Roger Waters soundverarbeitet erstmals sein Kindheitstrauma, den Tod des Vaters im Zweiten Weltkrieg. Noch deutlicher wird er im Nachfolgealbum The Final Cut. Das lauscht sich quasi wie ein Requiem. Aktueller Anlass damals war ja der Falkland-Krieg, den Iron Bitch Maggie Thatcher 1982 anzettelte. Ein weiterer Beleg für die Unfähigkeit der Menschheit, aus der Vergangenheit zu lernen, schon allein weil sie sich immer wieder und allerorts von den widerlichsten Kretins regieren lässt: Maggie Thatcher, Ronald Reagan, Pinochet … Was die heutigen neoliberalen Fake-Demokratien so an die Macht kotzen, ist leider auch keine Verbesserung.

Scarlett: Neoliberalismus und Demokratie sind genauso wenig miteinander kompatibel wie Faschismus und Demokratie. Dafür haben Neoliberalismus und Faschismus zu viele demokratiefeindliche Gemeinsamkeiten – Totalität, Propaganda, Mechanismen der Ausgrenzung, … Hat sich bloß noch nicht rumgesprochen. Damit sind wir wieder bei Pink Floyds Mauer. Die plakativ resignierende bis anthropofugale Haltung ist für mich nachvollziehbar.

Jimmy: The Wall und The Final Cut haben mucho Pathos. Dabei sind sie nicht wirklich kitschig. Der elaborierte Weltschmerz verbindet sich immer wieder mit ohnmächtigem, wütendem Aufheulen und mit einer WG-Portion Sarkasmus.

Jonny: Two suns in the sunset / hmmmmmmmmm / could be the human race is run. Später heißt es: And as the windshield melt / my tears evaporate / leaving only charcoal to defend … Garniert vom Nachrichtensprecher zum Ende des Songs: … and now the weather. Tomorrow will be cloudy with scattered showers spreading from the east … With an expected high of 4000 degrees Celsius … Leider viel zu leise hinter dem Saxophon.

Jimmy: Klare Ansage. Von Waters stammt übrigens auch der Soundtrack zum genialen Antikriegs-Trickfilm When the Wind Blows1 von 1986. So ändern sich die Zeiten. Die fanatische Kriegs- und Rüstungsbegeisterung in fucking Ampel-Germany erinnert mich an die Anfänge von WWI und WWII.

Selfie with tea & mushroom
(Film still: When the Wind blows; 1986)

Learning to sigh

Chief: Das war der Link zu Vera Lynn. Der Anfang des Wall-Films zitiert einen zweiten Song2 von ihr: The Little Boy that Santa Claus Forgot.

Scarlett: War das nicht I Want to Marry a Lighthouse Keeper?

Jonny: Zero. Das ist vom Clockwork-Orange-Soundtrack. Ausnahmsweise funktioniert meine Bio-Festplatte mal. Vor Äonen erstand ich einem obskuren Plattenschuppen den Wall-Filmsoundtrack als Bootleg-Doppel-LP. Da war der Little Boy auch drauf. Die Soundqualität ist mau. X-te prä-digitale Kopie einer prä-digitalen Kopie. Andererseits gibt es den kompletten Soundtrack bis heute nicht offiziell auf Platte oder als Streaming. Quasi Rarität. Vielleicht kann ich mich zur Ruhe setzen, wenn ich das bei Ebay oder Sotheby’s verhökere. Seufz!

Jimmy: Come on, Scheffe! Dein Arbeitsaufkommen liegt doch jetzt schon im Promillebereich. Mehr Ruhestand geht kaum. Stichwort Four-Seasons-Siesta. Übrigens: Dein Teelöffel ist unten ganz schwarz.

Jonny: Oops! The dark side of my spoon?

Scarlett: Stichwort Siesta: Endlich mal ‘ne Schrägvorlage, um meine Bürohängemattenforderung aussichtsreich zu positionieren.

Jonny: Klären wir, wenn wir diese unbequeme Hirnformatierungsspelunke gegen eine mit Bieranschluss getauscht haben … Noch mal zu Vera: We’ll meet again singt sie auch am Ende von Kubricks geniebestrichenen Anti-Kriegsfilm Dr. Seltsam (1964), während Major T. J. „King“ Kong Cowboyhut-schwingend auf einer abgeworfenen Wasserzoffbombe reitet und überall Nuklear-Schwammerl in den Himmel wachsen …

(Weiter zu Folge 4: The Post Wall Dream)

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  1. When the Wind Blows: Meisterlicher Trickfilm von Jimmy T. Murakami (1933-2014) nach einer Graphic Novel von Raymond Briggs (1934-2022) über ein naives englisches Ehepaar und seine Versuche, einen Atomkrieg zu überleben, indem sie sich an die absurden Anweisungen der britischen Behörden halten. ↩︎
  2. Mit We’ll Meet Again (1939) landete Sängerin Vera Lynn (1917-2020) einen der bekanntesten Songs während des Zweiten Weltkriegs. Ihr erstes Album Sincerely Yours (ohne We’ll Meet Again) erschien 1949. ↩︎

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