The Red, Black and White Album

Pink Floyds The Wall im MGB-Chitchat (1)

Isolation-Gadget? Cocooning-Solution? Refugee-Panorama?
All that and also … Pink Floyd: The Wall – Pre-Banksy-Version.
(Albumcover: Pink Floyd/Gerald Scarfe/Harvest/EMI/1979)

When we grew up and went to school / There were certain teachers who / Would hurt the children in any way they could (Oof!) / By pouring their derision upon anything we did / Exposing every weakness / However, carefully hidden by the kid

Pink Floyd: The Happiest Days of Our Lives (from: The Wall, Side 1)

Another Prick in the Mall

Im Mondschatten von Pink Floyds kosmischem 73er-Soundship, dessen erstes halbes Jahrhundert im März globalmedial mit maximum Volume sektperliert wurde, erinnern sich die Munich Globe Bloggers an die beiden letzten Tonmonumente der Band, bevor sich poetic Mastermind Roger Waters abkapselte und im Einsitzer weiterdüste.

The Wall (1979) versorgte uns mit einer gefühlten 80-minütigen „Fuck School!“-Oper1 und knüpfte ein unsichtbares Netz zwischen all den nonkonformistischen Teenagern, die den Hirnwaschsalon Schule und deren Apologeten scheiße fanden. Eine selten hellsichtige Einschätzung, die auch im Rückblick noch 100 Prozent Gültigkeit beanspruchen kann.

Das Nachfolgealbum The Final Cut (1983) klopfte mit dem Mittelfinger an die hohlen Blechkanisterköpfe der Kriegsfanatiker, die dem Planeten mit ihrem lächerlichen Macho-Gefuchtel einen Standby-Atomkrieg bescherten, und deren heutige Follower (speziell in der ewig waffensüchtigen, kriegsgeilen Kraut-Republik) nichts gelernt haben. Nada. Zero. Rien. Also noch weniger als wir in unserer rundum verplemperten Zeit in der ollen Mainstreamformatierungsfabrik.

Geht es bei den Munich Globe Bloggers um so elementare Dinge wie Platten, suchen wir uns ein angemessenes Bühnenbild für unser Gedankenblitzgewitter. Zur theoretischen Auswahl standen ein blühendes Mohnfeld, eine (altersbedingt) sitztaugliche, dezent besprühte Mauer und ein Schulklassenzimmer – in Berlin (Hood-Code: Wedding), der ultimativen Stadt für unser Ansinnen. Wir, die vier Munich Globe Bloggers Scarlett (SC), Chief (CC), Jimmy (JW) und Jonny (JR), entschieden uns für die trockene Indoor-Variante, die uns von einem dieser bedauernswerten Menschen mit Schulhintergrund überlassen wurde – gegen das halbherzige Versprechen, auf angemessenen Vandalismus zu verzichten.2

Worm-up: Teacher beim Homeworkout (torturepädagogisch wertvoll!)
(Bild: Pink Floyd/Gerald Scarfe)

Are all these your memoirs?

Chief: Ich initiiere die Diskussionsrunde, damit wir uns vom gesalbten Zuprosten ein Niveaupromille nach oben katapultieren: Was macht The Wall so magic?

Scarlett: Ich erinnere mich an das Musikvideo zur Single Another Brick in the Wall, Part 2. In einer Zeichentrick-Episode von Gerald Scarfe presst eine überdimensionale Paukermarionette3 eine Handvoll Schüler in einen Fleischwolf in Schulgebäudeoptik. Unten heraus quetscht es dann diese ekligen blassrosa Würmer. Krass plastisch, Baby! Der Grusel-Teacher verwandelt sich dann in einen dieser schwarz-roten Hämmer, die marschieren wie Faschisten oder Soldaten, aber da sehe ich keinen großen Unterschied. Beide Marionetten. Mucho Stiefel, zero Brain. This lession really hit home.

Jonny: Kenne diese Szene aus dem Film von Alan Parker4, der mein Hirn damals bildersturmmäßig zerzaust hat. In meinem Kopf sah’s aus wie New Orleans nach dem Besuch von Hurrikanschwiegermutter Katrina. Nur eben ambivalenter. Ich war ziemlich geflasht, meine ohnehin mittelfingernde Ablehnung von Schule und all dem Scheiß ging quasi noch gestärkt aus dem Film hervor. Zugleich lag vor allem in Gerald Scarfes Zeichentrickbildern und all den Anspielungen, die sogar mein unbedarftes Teen-Hirn einzusortieren wusste, etwas Inspirierendes: die Kraft der Kunst. Wäre ich ein Jedi gewesen, hätte ich the Force gespürt, im Deutschen schlecht übersetzt mit die Macht – genauer, passender gewesen wäre die Kraft.

Jimmy: Das erzählst du uns jetzt zum Ü-50sten Mal. Besser, du nimmst deine Alzheimer-Bremsklötze etwas regelmäßiger.

Jonny: By Maggie’s iron pants! Sollte mir einen Pillen-Wecker stellen. Aber erstens vergesse ich das immer und zweitens, wenn ich ihn stelle, mache ich ihn nach dem Klingeln aus und weiß nicht mehr, wofür ich ihn gestellt habe. Oder ich vergesse schlicht, die entsprechende Aufgabe zu erledigen … Fuck! Der Tee!5

(Weiter zu Folge 2: The grey Wig in the Sky)

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  1. In unserer selektiven Teenager-Wahrnehmung haben wir das damals so empfunden. Bei genauerer Betrachtung geht es um das Innenleben eines Rockstars namens Pink, auf den Roger Waters eigene Innereien projizierte und jene seines früheren Mitschrammlers Syd Barrett, der sich 2006 in die ewigen Gitarrengründe verzupfte. ↩︎
  2. Wir hinterließen lediglich unser obligatorisches, aber äußerst dezentes Penis-Graffito und gut versteckt den Schriftzug Pink Floyd – The Wall, womit heutige Teenies vermutlich eh nichts anzufangen wussten, sofern sie keine künftigen Pop-Archäologie-Studis waren. An einer Gegenstände zertrümmernden Rockmusiker-Attitüde hinderte uns zudem eine – zugegeben – sehr elaborierte kleinbürgerliche Sparsamkeitsmentalität. ↩︎
  3. Musikvideo: Another Brick In The Wall, Part 2 (Youtube) ↩︎
  4. Alan Parker: Pink Floyd The Wall, 1982. In der Hauptrolle: Bob „Ich mag weder Montage noch Pink Floyd“ Geldof. Immerhin eine 8.0-Wertung beim imdb.com (Stand 29.6.2023). ↩︎
  5. Auch wir sind dem allgemeinen Verfall unterworfen. Statt Bier haben wir Tee mitgenommen. Scarlett dachte, das passe doch prima zu Pink Floyd, immerhin eine Band aus Five-O’Clock-Tea-Country. ↩︎

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