Der große MGB-Heiligencheck
In our century we’ve learned not to fear words.
Nyota Uhura – The Savage Curtain (Star Trek: The Original Series)
(Hier geht’s zur ersten Folge: Wunderando 1)
Um die Spannung Richtung Unendlichkeit zu wuppen, bedienen wir uns eines ebenso alten wie ökonomisch optimierten Tricks: Wir faseln etwas von einem technischen Survey-Fail, wonach die Plätze 8 bis 10 falsch berechnet wurden. Nach einem qualitätsmanagementigen Reload der Ranking-Credits unter vollständiger Berücksichtigung des quasi unsichtbaren Kleingedruckten im zuständigen Paragrafen-Friedhof wurden diese Plätze … Trommelwirbel und all der Scheiß … neu vergeben. Fanfare und so.
Rosa Parks1 im Weltall
Auf Platz 8 des MGB-Heiligenrankings charmiert sich Saint Nyota, formerly known as Lieutenant Uhura, Kommunikationsoffizier der USS Enterprise. Uhura ist nicht nur der fescheste Hase (Landjugendlabel: „sexy bitch“) der 400 Mann und Frau starken Besatzung. Sie ist die coolste und interessanteste Figur des gesamten Star-Trek-Universums. Da gehen alle Daumen und Augenbrauen hoch: Absolutely fascinating! Mit ihrer ohrknopfigen Brückenpräsenz rüttelte die dunkelhäutige Lady zudem heftig an der assumptive world2 auf Planet Yankee-Panky. Als weltweit führende Rassismusfabrik duldete das bigotte Land der Dollarglorifizierung die Nachfahren seiner Sklaven on screen allenfalls als Haushaltshilfen und Billig-Lohn-Malocher. Damit war die Science-Fiction-Serie Star Trek dem Mainstream-Bewusstsein der Yankees (vor allem im südöstlichen Viertel) quasi Lichtjahre voraus. 1965 – gerade mal ein Jahr bevor sich die erste TOS3-Folge in die amerikanischen Wohnzimmer beamte –, trennte sich auch der Klu-Klux-Belt von der staatlich empowerten Rassentrennung (Jim Crow laws). Damit war der US-Rassismus freilich noch lange nicht am Arsch.
No fear of words
Aufmerksame Blog-Gäste haben sicher bemerkt, dass Nyota Uhura auf unserem aktuellen Header facepost – genau wie Emma Peel und der nachnamenlose Tintin. Wir versichern hiermit, dass diese passive Testimonial-Aktivität (ebenso wie ihr famoser Aufritt in einer unserer Storys → Raumschiff Enterprise: The Lost Episode. 1. Planet der Pfaffen) keinerlei ungebührlichen Einfluss hatte auf unsere Nominierungsbürokratie. Um es mal einzuclinton: It’s the performance, stupid!
Und Sankt Uhura performt wie ihr Raumschiff, das mit Sol 7 durch Galaxien gurkt, die nie ein fucking Redneck je zu sehen kriegt. Legendär ihre Knutschszene mit Kirk4, die einige Yankee-Rassisten auf die Palme beamte oder auf den Baumwollbaum. Ein kleiner Move für einen Menschen, aber ein großer Move für die Menschheit. Sehr geil auch die Szene mit Abe Lincoln5, der 400 Jahre nach seiner mortal Abdankung die Enterprise besucht. Als er Uhura sieht, nennt er sie „the charming negress“ und entschuldigt sich sogleich für seine Wortwahl.
- Darauf Uhura: „In our century we’ve learned not to fear words.“
- Kirk, etwas verwirrt: „May I present our communication officer, Lieutenant Uhura.“
- Und Lincoln: „The foolishness of my century had made me apologizing where no offense was given.“
- Kirk: „We’ve each learned that we’re delighted with what we are.“
Ganz besonders gilt das für Nyota Uhura:
When I was growing up, Lieutenant Uhura was a major role model for me, a strong black woman on the bridge of a starship … In a miniskirt, answering the interplanetary telephone?6
Fuck Yeah!
No Plüschtiers, please
Nun aber mal pragmatisch! Wem hilft die Heilige Nyota? Und wie ist sie erreichbar? Suaheli7-Kenntnisse sind hilfreich, aber nicht erforderlich. Wichtiger wäre, die Frequenz der After-World-Enterprise auszutüfteln. Cosmic fact: Auch posthum ist Ltd. Uhura nicht wegzudenken von der intergalaktischen Kult-Kutsche. Die erste Frage erübrigt sich. Saint Nyota steht praktisch über allem Kleinklein, das die Menschen so unangenehm macht. Jedes Wesen darf sie um Hilfe bitten. Bei animierten Plüschtieren ist sie allerdings vorsichtig geworden – seit ihrer Erfahrung mit den Tribbles8.
Das Problem ist eher: Die Dame ist gefragt. Selbst posthum funkwellenreitet sie durch äußerst erdferne Galaxien. Sprich, es dauert, bis ein Notruf von der Erde sie erreicht. Und es dauert auch, bis ihre Wunder auf der Erde ankommen. Bittstellikowskis empfehlen wir daher, möglichst lange zu leben.
Quick Facts
- Heiligenschein-Leuchtkraft: 89 HRE (Hyperriesen-Einheiten)
- Anrufungseffizienz: Scotty, we’ve got a problem.
- Wunderreichweite: universumsweit
- Torture-Level: 7,5 (in space no one can hear a Klingon fart)
- Instagrammability: Sexiest Lieutenant ever (11 out of 10)
- Kernkompetenzen: Message-Dekodierung, Charme-Dauerfeuer, Trekkies-Generierung
- Künstlernamen/Nicknames: Sunrise to beam; This Side of Paradise; Red Star
- Powerslogans: „Captain, ich empfange crazy Schallwellen. Vermutlich ein Jazzsender“; „Brücke an Captain“; „Mr Spock, beamen Sie sich mal auf die Brücke. Wir haben hier ein massives Logik-Vakuum“
- Jubelgeste (bei erfolgreichem Wunderabschluss): Vulkaniergruß; wahlweise Finger in die Ohren;
- Autobiografie: My trouble with Tribbles and far less cute creatures
- Lieblingsbuch: Friday (Robert A. Heinlein; 1982);
- Lieblingsfilm: Barbarella (1968); Spocknado 5 (2017);
- Lieblingsort: My bridge is my castle
- Lieblings-Apps: Beamer to go; Digital Cosmic Jazz Radio;
- Lieblingssongs: Bridge Over Troubled Planets (Sulu and Garfunkel); Nichelle (The Spockles);
- Bevorzugter Treibstoff: Explorerfuel
- Auszeichnungen: u. a. Princess Leia Lifetime Achievement Award for an Outstanding Contribution to Intergalactic Peace & Respect; Cosmic Beauty Ambassador; Communication Officer of the Millenial; Emma-Peel-Award for the sexiest Miniskirt Wearer of the Future
(Hier geht’s zu Platz 7 unseres Heiligenrankings: Wunderando 5)
Post-its
- Rosa Parks: Die Bürgerrechtlerin (1913-2005) aus dem Hillbilly-County Alabama wurde bekannt, als sie sich 1955 weigerte, ihren Sitzplatz in einem Linienbus für einen weißen Arsch frei zu machen. Anschließend wurde sie von weißen Ärschen verhaftet und von weißen Ärschen zu einer Geldstrafe verurteilt. ↩︎
- Der Soziologe Harald Welzer verwendet den Begriff assumptive world in seinem Buch Selbst denken – Eine Anleitung zum Widerstand (2013): „Die Welt in der man aufwächst, ist die Welt, wie sie ist. Ihre Textur bildet die kulturelle und soziale Grundierung unserer jeweiligen Existenz, und ihre Regeln sind gerade deshalb so wirksam und wirklichkeitsbestimmend, weil sie praktisch nie Gegenstand bewusster Reflexion werden. Was einem nicht bewusst ist, kann auch man auch nicht kritisieren oder in Zweifel ziehen.“ Der lapidare Satz: „Das ist halt so“ mag zutreffen, wenn es darum geht, dass jedes menschliche Leben begrenzt ist oder alle Dinge auf der Erde dem Gesetz der Gravitation unterliegen. Doch er wirkt fahrlässig bis vorsätzlich, wenn es um menschengemachte Regeln und Zustände geht. Damit wird eine Notwendigkeit konstruiert, die nicht besteht, und die Menschen von ihrer Pflicht zum Denken entbindet. Im Falle des Rassismus wurden und werden bisweilen religiöse und pseudowissenschaftliche Argumente herangezogen, um die Diskriminierung zu rechtfertigen. Auch sie können Teil der assumptive world sein. ↩︎
- TOS: Star Trek – The Original Series. Für Puristen wie die MGB die einzig legitime Star-Trek-Serie. Mit der unerreichten Gang: Chekov (Walter Koenig), Kirk (William Shattner), Pille (DeForest Kelley), Scotty (James Doohan), Spock (Leonard Nimoy), Sulu (George Takei) and the fabulous Uhura (Nichelle Nichols). ↩︎
- Season 3, Episode 10: Plato’s Stepchildren (Platos Stiefkinder); 1968. ↩︎
- Season 3, Episode 22: The Savage Curtain (Seit es Menschen gibt); 1969. ↩︎
- Suzanne Brockmann: 1960 entbundene amerikanische Schriftstellerin. ↩︎
- Für Nicht-Trekkies: Beide Namensbestandteile von Nyota Uhura sind angelehnt an die ostafrikanische Bantusprache Suaheli /Swahili: Nyota bedeutet „Stern“ und Uhuru „Freiheit“. ↩︎
- The Trouble with Tribbles (Kennen Sie Tribbles?), Season 2, Episode 15; 1967. ↩︎