Lonely Cosmos 3

Season I: Tannhäuser Gate – Episode 3

Jimmynauta Jr. on his way through time, space and cosmic froth. Follow the infamous space bum heading to the coolest hot spots on the crotch of the monstrous spaghetti galaxy. (Artwork: Munich Globe Bloggers supported by various Sci-Fi stuff1)

I need the old Blade Runner, I need your magic.

Bryant: Blade Runner, 1982
Space: the place for a final beer. These are the odysseys of Jimmynauta Jr. His kinky mission: to investigate strange encounters of the fifth or so dimension. To rate the cool spots of spacy sci-fi grounds. To coldly fare where no terrestrial has moved his fucking ass before!

(Hier geht’s zur ersten Folge: Season I: Tannhäuser Gate – Episode 1)

Saved by the Dark Side

Die meisten Quartiere auf dem Tannhäuser Gate sind schon Jahrhunderte vorher ausgebucht. War mir egal. Denn erstens, das verriet mir ein Insider im Alien Attraction Office (AAO), dem ich mangels Schmiergeldbudget mein Lasertaschenmesser an die Rübe hielt, verfallen 99 Prozent der Buchungen, da die meisten Touristen gar nicht erst ankommen. Und zweitens, selbst wenn in den zahlreichen Zero-Komfort-Zonen nichts mehr frei wäre, wüsste ich mir zu helfen – Dank einer zweistündigen Online-Jedi-Fortbildung. Via Mind-Force könnte ich jederzeit eine Zelt-Aura um mich herum aufspannen, die zumindest den Dauerregen abhält. Zu gerne hätte ich diese Fertigkeiten ausprobiert, doch ich fand eine günstige überdachte Analogmatratze im Gasthaus Replicant’s Inn. Das Publikum war recht heterogen, dabei viel weniger auf- und abschäumend als die Typen in den Spelunken Mos Eisleys. Auch weil der Zugangsfilter Replicants only am Eingang weder ernst gemeint ist noch ernst genommen wird. Und der Laden war keine Touristenfalle wie The Old Blade Runner und das Tannenbräuhaus.

Am Abend vor dem Spektakel unterhielt ich mich an der Bar mit einem Gentleman in einem altmodischen Gasmasken-Taucheranzug. Er hieß El Eternauta, was so viel bedeutete wie der ewige Wanderer, der Reisende durch die Zeit, der Pilger durch die Jahrhunderte, der Robinson Crusoe des Outer Space – ohne Freitag. Das klang deutlich interessanter als Origami-Einhorn-Verkäufer oder Haushalts-Replikanten-Vertreter. Auf einer Winzbühne groovte das Punk-Trio The Dead Skywalkers und sorgte für ehrliche Endzeitstimmung. El Eternauta spendierte mir zwei Ulysses‘ Sweat2. Mein journalistischer Instinkt fuhr hoch wie die Sonne hinter dem Mount Dalek, Gallifrey. „Was hält dich am Wandern, hombre? Flucht? Odysseus-Modus? Power-Quest?“

Spacepub filled with empty people

„Lange Geschichte“, sagte er und wirkte erschöpfter als eine ganze Galeere voll Rudersklaven. Womöglich hatte sich das Phänomen der Müdigkeitsgesellschaft, über die ich in einem Buch gelesen hatte, auf den Kosmos ausgedehnt. In der nächsten Buchhandlung würde ich nach Titeln spähen à la Das müde Universum oder The Big Cosmic Sleep oder Träumen Sturmtruppler von gepanzerten Schafen?

„No sweat. Wir haben den ganzen Abend“, sagte ich. „Die C-Beam-Glitzer-Sause beginnt erst morgen.“

„I don’t like snow, that’s why I keep away from it. Howbout you, Jimmy, you a snowman?“

Nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. Einhorn wie Eule. Wer am finstersten Arsch des Universums erhellende Dialoge führen möchte, sollte offen sein wie ein schwarzes Loch. „I don’t exist in the winter“, sagte ich. Eine Anspielung auf meinen alten Langschläferfreund und interstellar renommierten Alienversteher Erich von Däniken. Unser Dialog blieb sonderbar. „Schickes Outfit“, legte ich nach, um das eingeschlafene Gespräch wieder anzukurbeln, und musterte seinen Gasmasken-Taucheranzug. „Fifties?“

El Eternauta leerte sein Glas. „Was sind Replikanten?“ fragte er nach einem Seufzer.

„Androiden mit künstlichen Gedächtnis, programmiertem Haltbarkeitsdatum und übermenschlicher Trinkfestigkeit. Die meisten wurden als Sklaven produziert.“ Das hatte ich kürzlich im Lonely Cosmos gelesen und ausnahmsweise behalten.

Der Eternauta legte ein Foto auf den Tresen. Sah aus wie eine Familie. Mutter, Vater, vier sehr hübsche Töchter. Ich hob den Daumen. Message: Korrekte Hasen. El Eternauta nickte mir zu. Eine Sekunde später war er weg. Verschwunden. War das Beamen? Ganz ohne Raumschiff-Support? Fucking Magic?

„Sharp!“, sagte ich, navigierte einen Nexus 6663 unter mein Käppi und kippte vom Hocker.

(Weiter zur Fortsetzung: Lonely Cosmos 4)

Post-its

  1. Spoiler-Alert: Unser Design-Department hat Bilder aus folgenden Comics, Filmen etc. (vegan) verwurschtelt: 2001: A Space Odyssey, Æon Flux, Alien, Avatar, Les Aventures de Tintin: On a marché sur la Lune, Barbarella, Blade Runner, Doctor Who, El Eternauta, Flash Gordon, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy, James Bond: Moonraker, Le Petit Prince, Mars Attacks, Star Trek: TOS, Star Wars, Le Voyage dans la Lune, WALL-E ↩︎
  2. Ulysses‘ Sweat:Vulkan-Whisky, vegane Bantha Milk, Logikfruchtsaft und von Replikanten gezapftes Guinness; das Ganze mit einem Laserstab gerührt.  ↩︎
  3. Nexus 666: Whisky, Gin, Rum, Absinth, Mezcal, Maotai, Jake, Wodka und eine bettyboophauchdünne Scheibe Kryptonit. ↩︎

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