It’s not a Sony, it’s a Real Walkman

Chat mit New-York-City-Walker Matt Green (2)

Watch this, Cofuckinglumbus! Freundlichkeit und Offenheit à la Matt Green sind die wichtigsten Tools für Entdecker.
(Foto: Jeremy Workman /Greenwich Entertainment)

Sogar die kleinsten Entdeckungen sind aufregend, wenn man sie selbst entdeckt.

Matt Green

(Hier geht’s zu Folge 1 des Chats: Everybody’s Neighbour)

Es geht weiter. Was sonst? Matt Green ist ein Marathon-Mann. Wäre irgendwie unsportlich, nach zwei Fragen schon auf Seitenstechen zu plädieren. Oder ’ne Ansage à la „Fuck, it’s raining Matts and blogs!“. Wir bleiben dran. Wie Hundeminen am Turnschuh.

Cheers again, Matt!

Friends for one moment

Munich Globe Bloggers (MGB): Bei deinem 8.000-Meilen-Spaziergang hast du eine ganze Menge Leute getroffen. Sind daraus auch Freundschaften entstanden?

Matt Green (MG): Als ich durch Amerika gewandert bin1, habe ich jeden Abend an Türen geklopft und nach Zeltplätzen gefragt. Die Leute haben mich oft zum Abendessen eingeladen und wir haben die ganze Nacht durchgemacht. So habe ich sie wirklich kennengelernt. Mit vielen Menschen, die ich auf dieser Reise getroffen habe, bin ich in Kontakt geblieben. Erst vor 30 Minuten habe ich eine E-Mail beantwortet an einer Familie im Bundesstaat Washington, bei der ich auf meiner Transamerika-Wanderung gewohnt habe. In New York ist es ein wenig anders, die Begegnungen sind flüchtiger. Sie sind genauso wichtig und genauso einprägsam, aber es ist eine andere Art von Beziehung. Mit einigen Leuten, die ich auf der Straße getroffen habe, bin ich in Kontakt geblieben. Doch meistens teilen wir einfach zusammen diese Momente und folgen dann jeder wieder seinem eigenen Weg.

Good work, man!

MGB: War dein Blog von Anfang an Teil des Projekts?

MG: Zu Beginn meiner Amerika-Wanderung bastelte mein Freund Jason Eppink einen Blog für mich, damit ich mit Freunden und Familie ein paar Fotos teilen konnte. Mehr war es nicht. Für meinen New Yorker Spaziergang nutze ich den Blog wirklich ausgiebig. Ich recherchiere so viel über die Dinge, die ich hier sehe: Der Blog ist der Ort, an dem ich alles festhalte, was ich lerne. Es geht aber nicht wirklich um die Erfahrung durch das Gehen. Das ist das Tolle am Film2 von Jeremy (Workman, der Regisseur): Er visualisiert tatsächlich die Erfahrungen meines New-York-Spaziergangs.

MGB: Wir verstehen: The little difference … Erklär’s uns trotzdem mal.

MG: Mir ist klar geworden, dass die Leute auf meinem Blog3 nicht erfahren, wie es ist, durch New York zu laufen. Sie sehen nur die Dinge, die ich gesehen habe, und lesen, was ich über sie erfahren habe. Beim Laufen passiert so viel mehr als das, was man sieht. Ich bin wirklich froh, dass Jeremy so gute Arbeit geleistet hat, all diese Aspekte der Erfahrung einzufangen, die im Blog völlig unsichtbar sind. Jeremy vermittelt den Zuhörern das Gefühl, mit mir dort zu sein, anstatt nur darüber zu lesen, was ich gesehen habe.

A wonder a day keeps annoyance away

MGB: Blog und Film vermitteln den Eindruck, New York sei eine Art verstecktes lebendes Museum und du quasi der erste Besucher. Was hat dich am meisten bewegt auf deinem Life-Museums-Rundgang?

MG: Das Faszinierendste daran ist ganz einfach, dass überall faszinierende Dinge sind. Wir stumpfen oft ab gegenüber den Orten, in denen wir leben, und denken, wir wüssten alles über sie und wir müssten im Urlaub an andere Orte reisen, um tatsächlich etwas Spannendes zu sehen. Alles, was es braucht, um aus deiner Stadt das „versteckte lebende Museum“ zu machen, das du beschreibst, ist zuzugeben, dass du vielleicht nicht alles weißt und dass es die Zeit wert ist, deine Umgebung so aufmerksam zu betrachten, als ob du sie zum ersten Mal sehen würdest. Dann beginnt die Magie zu wirken.

MGB: Oha, gibt’s in New York auch ’ne Winkelgasse? Oder meinst du mehr so die Muggel-Magie?

MG: Selbst die kleinsten Entdeckungen sind aufregend, wenn man sie selbst entdeckt, anstatt sie in einem Buch zu lesen, bevor man dort ankommt. Und wenn man die Dinge in seiner eigenen Stadt entdeckt, ist die Erfahrung noch erfüllender. Sie ergänzt all das Wissen und die Zusammenhänge, die man sich aufgebaut hat über die Jahre. Es sind also nicht die berühmten, spektakulären Sehenswürdigkeiten, die New York aufregend machen. Es ist der Anblick eines Weißkopfseeadler-Pärchens bei Sonnenuntergang in Staten Island oder die Begegnung mit jemandem an einem Garten in der Bronx, der dir ein Bier anbietet und einen Song mit Gitarre serviert. Sobald man erkennt, wie unglaublich diese kleinen Entdeckungen sein können, öffnet sich die ganze Welt und jeder Tag hält ein Wunder bereit.

(Weiter zu Folge 3: Foot Diary)

Zufußnote

  1. Vor seiner aktuellen Tour durch alle fünf Boroughs von New York City wanderte Matt einmal quer durch Amerika von der Eastcoast zur Westcoast, beschrieben in seinem Blog I’m just walkin‘ – I’m walking across America
  2. Dokfilm: New York – Die Welt vor deinen Füßen von Jeremy Workman (Regie) mit Matt Green (Hauptdarsteller)
  3. Matt Greens New-York-Wander-Blog: I’m just walking – I’m walking every street in New York City

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