Platten gegen den Krieg (Episode Two)
Robot minds of robot slaves
Black Sabbath: Electric Funeral (from: Paranoid, 1970)
Lead them to atomic graves
(Hier geht’s zum Serien-Intro: Blockheads Down – Episode Zero)
Black Sabbath: Paranoid (1970)
Gothic Rock! Megadethsure. Oops! Oder besser Vanilla Fuck. Das Label ist schon vergeben für After-Punk-Bands und tote bis untote Wave-Mutanten. Bauhaus, The Cure, Fields of the Nephilim, Joy Division, Siouxsie & The Banshees. Ersatzlabel-Approach: Graveyard Rock. Bim, bam. Bim, bam. Black Sabbaths1 erster Urnendeckel läutet zum Metal-Prayer. Das Cover: Steven-King-Casting de luxe. Anfang der 70s war Hardrock noch Neuland wie das Internet 2013 für eine geistig verwaiste Regierungstussi. Die Schwermetallzeitverkünder distanzierten sich ganzheitlich vom Love & Daily Life orientierten Radio-Rock. Bei aller gewollter und unterstellter Occultness beanspruchte die Band mit dem zweiten Album Paranoid, etwas mehr als hier und dort ein paar Eltern verschreckende Lucifer-in-the-Sky-with-Dynamite-Lyrics in den Äther zu jaulen. Stattdessen rotzten die Occult-Brummies2 gepflegt auf die Vietnamkriegsdemagogen.
In the fields, the bodies burning As the war machine keeps turning Death and hatred to mankind Poisoning their brainwashed minds3
War Pigs sollte der Titelsong werden. Einem Gerücht nach fürchtete das spießige US-Plattenlabel Warner, der geplante Albumtitel könne sensible Freunde des Vietnamskriegs in ihrer gerechten Assholeness verletzen. Stattdessen: Paranoid4. Im Titelsong geht es um einen Typen, der glaubt, seinen Verstand zu verlieren. Wir verstehen den Albumtitel eher als Allegorie auf den allgemeinen Ungeisteszustand US-amerikanischer Machtfreaks, die überall Kommunismus wittern und gerne Faschisten pimpen (wie den spanischen Exekutionsvirtuosen Franco, den chilenischen Folterpapst Pinochet und den israelischen Palästinenser-Schlächter Netanyahu), weil die ebenfalls krankhaft antikommunistisch sind und Brutalkapitalismus geil finden.
War Pigs geht noch weiter:
Politicians hide themselves away They only started the war Why should they go out to fight? They leave that all to the poor, yeah5
Da oben nichts Neues.
Pollis und Promis hetzen Klaus Simpel zum Krieg auf, bis er in seiner hirngebügelten Einfalt bereit ist (notfalls auch mit dem gebührenden Zwang), zu metzeln und gemetzelt zu werden, während die preziösen Propaganda-Schnösel aus sicherer Entfernung zukucken. Zeitlos gültige Erkenntnis.6
Die in ihrer verschleppenden Rhythmus-Trägheit äußerst blacksabbathicale Ton-Praline Electric Funeral illustriert die Welt nach dem atomaren Holocaust. Rückblickend quasi Future-Blick auf die kriegsgeilen Fantasien der deutschen Fascho-Ampel und all der anderen Rüstungsfetischisten. Der Preis, den alle anderen dafür zahlen, dass ein paar Machtpornodarsteller und kassenklingelgeile Waffenbauern schmunzeln, wenn sie auf ihren Saldo schauen.
Analog ist nicht viel besser: Rushhour auf den Prothesen-Catwalks und eine Invasion der Psycho-Zombies.
First, it was the bomb Vietnam, napalm Disillusioning You push the needle in From life, you escape7
Dieses Business tötet noch lange nach seinem Ende. Und schon lange vor seinem Beginn: Wenn es die Köpfe verseucht mit Feindbildern, Hass und Waffenglauben.
Wer für Rüstung wirbt, will Krieg – nichts anderes. Damit ist er ein Faschist – nichts anderes.
Peace Notes
- Go to Black Sabbath’s virtual graveyard ↩︎
- „Brummie“ bezeichnet zum einen den Dialekt, der in Black Sabbaths mittelenglischer Hometown Birmingham gesprochen wird, zum anderen einen Bewohner dieser City ↩︎
- Black Sabbath: War Pigs (aus dem Album: Paranoid) ↩︎
- Äußerst gelungen finden wir ausnahmsweise die deutsche Coverversion von Cindy & Bert: Der Hund von Baskerville, 1971. ↩︎
- Black Sabbath: War Pigs (aus dem Album: Paranoid) ↩︎
- Das Online-Magazin Telepolis berichtet über die Privilegien der Klitschko-Brüder, die ihr ganzes Boxpromi-Kampfgewicht für Waffenlieferungen an die Ukraine in den Ring warfen: Klitschko-Villa und „Monaco-Batallion“: Sind im Ukraine-Krieg wirklich alle gleich? ↩︎
- Black Sabbath: Hand of Doom (aus dem Album: Paranoid) ↩︎