Fünf urcheffige Platten-Cover mit New Yorks Chefpförtnerin
United States: the country where liberty is a statue.
Nicanor Parra
There she stands. Und gibt den Raucher-UFOs Feuer. Miss Liberty. Grid-Girl aller USA-Immigranten, die mit dem Schiff nach Yankeestan kamen. Doch erst wenn sie das laszive Knistern von Dollar-Noten vernimmt, schmilzt ihre stoische Miene zu einem faunischen Lächeln und der Saum ihres jugendfreien Gewandes wandert einige Millimeter beinaufwärts.
George Bernard Shaw konnte sich über den amtlich intendierten Anspruch dieser Lady nur wundern:
Ich bin bekannt für meine Ironie. Aber auf den Gedanken, im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre selbst ich nicht gekommen.
Wir finden auch, eine Atomrakete oder eine riesige Wanze wären stimmigere Symbole. Andererseits ist dieses provokante Zippo-Chick eine Einladung, sich an ihr zu reiben – ganz ohne sinnliche Absichten.
Sehr umtriebig ist die Alte auf Plattencovern. Die Munich Globe Bloggers haben ihre fünf Favoriten gecastet – die Mucke hinter dem Cover war uns in diesem Fall egal, wobei unsere Nr. 1 auch beim Sound eine absof*lutely Century-Scheibe ist.
Platz 5: John Carpenter – Escape from New York (1981)
Once upon a time in the goony 80s: Kurt Russel als Snake Plissken mit Kobra-Tattoo und dem typisch-deutsch-dämlichen und zoologisch-unpassenden Film-Titel Die Klapperschlange. Anyway. Auf dem Cover des Soundtracks fliehen Leute durch New Yorker Straßenschluchten, dahinter der Kopf der Freiheitsstatue.
Interessante Frage: Wie kommt er dahin? Selbst wenn die Alte mit zehn Promille vom Sockel stürzt, landet der Kopf bestenfalls im Hudson River. Geschenkt. Wir wollen hier weder Erbsen noch Freedom Fries zählen. Eher die Fantasie aktivieren. Imagine: 9th Avenue, Manhattan. Von hinten rollt der Kopf von Miss Liberty heran wie die olle Steinkugel im ersten Indiana Jones.
Last order, Baby!
Platz 4: Lloyd Banks – The Cold Corner 2 (2011)
Praktikanten, die Hip Hop hören, werden bei uns gerne als Putzkraft eingesetzt. Hat rein praktische Gründe: Mit dem tiefergelegten Hosenboden können sie prima das Büro wischen, während sie mit den Händen unsere Texte in internationale Gangsta-Symbolsprache übersetzen.
Ihrem groovy Impact verdanken wir das Cover von Lloyd Banks‘ The Cold Corner 2. Gefällt uns wegen seiner kathartischen Anmut. Der 46 Meter hohe Zigarettenanzünder kann das debile Treiben in f* Marlboro Country nicht mehr länger mit ansehen. Fühlen uns fast solidarisch mit Baby Lib. Noch zünftiger ist die Rückseite von Banks‘ erster Kalt-Ecke: Die Freiheitsstatue zusammengekauert im Schneegestöber.
What a f* cold country!
Platz 3: Smashing Pumpkins – Zeitgeist (2007)
Dem stoischen alten XXL-Nippes steht das Wasser bis zu den Knien. Wahrscheinlich verzieht Missy keine Miene, bis ihr Zippo ausgeht.
„Yes, we can apocalypse!“, sagt dieses Cover von Grafikdesigner Shepard Fairey. Von ihm ist auch das Obama-Plakat mit dem sarkastischen „Hope“ drauf. Als könnte ein Yankee-Präsi je etwas anderes sein als ein lächerlicher kleiner Angestellter der Peng-Peng-Lobby und der Anti-Iceberg-Allianz.
Platz 2: Gianna Nannini – California (1979)
Unser Chef nennt sie Rod Stewart from Italy. Gianna Nannini (dt: Hannah Bauknecht) weiß, was Frauen wünschen: We take freedom in our own hands. Lady Liberty mit Vibrator. Selbstbewusst, hedonistisch, individualistisch – eine Freiheitsstatue, die den Namen verdient.
Und ein schmunzelnder Mittelfinger Richtung protestantischer Schwarzbrot-Moral („Schaffe, schaffe, Dollars raffe“).
Platz 1: Supertramp – Breakfast in America (1979)
Miss Liberty serving O-Saft mit einem „Komm an meinen Busen“-Lächeln. For sure a weiche Landung. Und wir wissen auch, was im Menu steht: Scrambled Central Park, Empire Toast Building, Three-Minute-Broadway mit Ahornsirup.
Hinter diesem coolsten Cover aller Zeiten duften zehn knusprige, spröde und sparsam gebutterte Songs. In aller Zeitungsruhe gekaut, gibt’s quasi kein nahrhafteres und ausgewogeneres Sound-Frühstück. That’s our New York. The place to be for a long, long breakfast.