Chat mit The Dudely Lama Oliver Benjamin (1)
Der wahre Dudeist weiß, wann er handelt und wann er nichts tut.
Oliver Benjamin, Founder of Dudeism
Remember The Big Lebowski? Mit Jeff Bridges als der Dude. Fuck yeah! Diese Fotofloatgeschichte ist mittlerweile Ü-20. Dabei entschieden nachhaltig. Unser Chat-Partner Oliver Benjamin entdeckte im Dude nämlich so viel spirituelle Inspiration, dass er daraus einen Religionsphilosophielifestyle bastelte: den Dudeismus. Ein Easyperium nach unserem Geschmack. Es geht dort nämlich erzlocker zu. Und das ist maximal coole Kunst.
Wir empfehlen Dudeismus nicht zuletzt den Dark-Energy-Wirrköpfen. Wie wär’s, Mr. Vader? Mit ’nem Jedi ’ne ruhige Bowlingkugel schieben, statt ihn mit dem Laserschwert zu verdreschen? Einen White Russian heben, statt ’nen Rebellen am Hals? Den Imperator mit dem Mittelfinger grüßen, statt sich vor ihm hinzuknien? Verweilen, statt herrschen. Dann wird das auch mit dem Atmen gleich viiiiieeeeel besser.
Welcome to the Dudeiverse!
Munich Globe Bloggers (MGB): Unser Chatchef Jimmy ist eher streetstylish in der Ansprache. Das irritiert die Leute bisweilen. Nach seinem Smalltalkversuch („I like your kitsch, sexy bitch!“) mit der Queen (Modell E2) auf einer Ritterschlägerei im B-Palace registrierten wir bei ihrem Deko-Staff eine latente Mimikversteifung. Seither sind wir bei der Ansprache von Highnessis und anderen Autoritätsfuzzis etwas kniggekompatibler – obgleich du selbst sehr gechillt wirkst. Was wäre der formale Anspeak für den Gründer des Dudeismus? Mr. Presidude? Dude Father? Your Dudeness? Was geht, Duder?
Oliver Benjamin (OB): The Dudely Lama.
MGB: Cool! Mr. Dudely Lama, wie verbringt der Gründer und Wegweiser des Dudeismus seinen Alltag im Diesseits?
OB/TDL: Der Dudeismus ist slow grow. Wächst langsamer als jede andere Religion. Anfangs hieß das viel mehr schreiben und den Weg des Dude verkünden. Inzwischen stecke ich die meiste Zeit in die Website. Zwischendrin habe ich einige Bücher1 geschrieben zum Dudeismus. Und langsam wäre ein neues fällig. Damit sind wir beim größten Problem einer Religion, die sich auf Faulheit gründet und auf „take it easy!“: Ich kriege meinen Hintern zu selten hoch, um etwas dafür zu tun. Es ist so wunderbar einfach, eine ruhige Kugel zu schieben. Dabei vergisst du schnell, dass es genauso wichtig ist, neuen Challenges zu winken und klarzumachen, dass du beim Spiel des Lebens mitwürfelst. Der wahre Dudeist weiß, wann er handelt und wann er nichts tut.
MGB: Klingt weise, Dude! Wenn du den Dudeismus in eine Schublade quetschen müsstest, welche würdest du bevorzugen: Religion (ihr habt ja all das Priesterzeug und die Church of the Latter-Day Dude)? Philosophie (wegen der Abide University)? Lifestyle (weil Dudeness so fucking cool ist und wegen dem Dudespaper)? Oder ganzheitliches Suvivalmanagement (weil wir in einer beschissenen Zeit leben und Dudeismus der gesegnetste Weg ist, nicht durchzuknallen)?
OB/TDL: Ich finde, sie passen alle. Die Spaßbremse bei vielen dieser Begriffe – Religion, Philosophie, Lifestyle etc. – ist, dass sie Ideologien und Ideen in ein Korsett packen. Glaube und Philosophien sind nur Modelle, um der Welt Sinn anzuheften. Dabei sind sie leider viel zu starr und rigide. Der Dudeismus versucht es mit einer differenzierteren Weltanschauung, in der wir „unseren Geist geschmeidig halten“, wie der Dude2 sagt. Es liegt einzig in seiner übernatürlich flexiblen Wahrnehmung und seinem dudeistischen Denken, dass der Dude das Rätsel im Film löst und dass er die einzige Figur ist in The Big Lebowski, die wirklich glücklich und zufrieden ist mit seinem Leben.
(Weiter zu Folge 2: Abide like hell!)
Dudenoten
- Dudeismus-Bücher von Oliver Benjamin (Auswahl):
The Abide Guide – Living like Lebowski, 2011 (mit Dwayne Eutsey)
(deutsche Ausgabe: Der Dude und Du – The Big Lebowski und die Kunst des Take it Easy, 2021; übersetzt vom MGB-Chef)
The Dude De Ching: A Dudeist Interpretation of the Tao Te Ching, 2015
The Tao of the Dude – Awesome Insights of Deep Dudes from Lao Tzu to Lebowski, 2015 - O-Ton Dude: „This is a very complicated case, Maude. A lot of ins, a lot of outs. Fortunately, I’m adhering to a pretty strict drug regimen to keep my mind limber.“ (The Big Lebowski, 1998)