Serie What’s up, Dude? (Episode 1, Folge 2)
That coffin really tied the castle together.
S. T. Abraham van Hellthing (The Big Sleepowski – Life and Undeath of a batiful Mind; out of stake)
(Hier geht’s zu Episode 1, Folge 1 der Serie What’s up, Dude?: What the Vlad?!)
Transsilvanisches Schaschlik
Vladmans Pfahl-affiner Humor entfaltete sich bei jeder unpassenden Gelegenheit. Um den Schauertourismus anzukurbeln, dekorierte er Holzpfähle gerne mit spöttischen oder anderweitig aufmüpfigen Untertanen und präsentierte sie Feriengästen und Staatsbesuchern als kulinarische Spezialität namens Transsilvanisches Schaschlik. Selbstverständlich wurden die Gepfählten vor dem Servieren gebraten – Transsilvanien war schließlich eine zivilisierte Diktatur. „Transsilvanien isst anders“. Den Werbeslogan hatte Dracula selbst verfasst. Orthografie war Draculas einzige Stärke. Im Kopfballspiel – Fußball mit abgeschlagenen Köpfen – blieb er ein ewiges Talent und schaffte es nicht in die transsilvanische Auswahl, obwohl er den Nationaltrainer zuerst bestach und später köpfen ließ. Die Witze über Dracula waren um einiges zwerchfellaufrüttelnder als seine eigenen Witze. Der Spruch „Pfähl mich, Baby!“ war lange Zeit ein Klassiker in den transsilvanischen Sinnlichkeitshütten. Draculas einziger Bestlacher, vor dem heute noch viele Witzgrößen ihren Hut ziehen, ist die Kult-Zote mit der Gesandtschaft: Als die weit gereisten Gäste sich weigerten, vor dem Grafen ihre Hüte abzunehmen, ließ er die Scheitel-Apps an ihren Köpfen festnageln.
Blood Honey
Dieser Witz war zugleich Startschuss zu einer neuen Karriere als Aktions- und Konzeptkünstler. Neben den Pfahl-Performances mithilfe zahlreicher Unfreiwilliger begeisterte sich Dracula mehr und mehr für in Honig eingelegte Menschen- und Tierköpfe sowie Organe und Gliedmaßen, die er in großformatigen Vitrinen ausstellte. Er war quasi ein verkannter Damien Hirst seiner Zeit. Seine Anerkennungsbesessenheit wütete so stark in ihm, dass er beschloss, so lange weiterzumachen, bis er endlich geschätzt wurde. Daran änderte auch nichts, dass er irgendwann von diktaturallergischen Fellows seiner transsilvanische Hood geköpft, gepfählt und in der schulischen Donnerbalkengrube versenkt wurde. Als Inhaber einer besonderen DNA-Sequenz, die später als Lothar-Matthäus-Gen bekannt wurde, weil sie Menschen die Fähigkeit verleiht, sich nicht von ihrem Körper besiegen zu lassen, gelang es Dracula, als Vampir in die Welt zurückzukehren. Das verschaffte ihm neue Karriere-Optionen, doch leider kaum neue Freunde.
No damn Spam, Bram
Erst eines trüben Spätherbsttages im Jahre 1890 begegnete Dracula dem schreibenden irischen Fußballstar Bram „Grand Slam“ Stoker. Nach einer durchzechten Nacht im Dubliner Pub The Gravediggers gestand Dracula seinem Trinkpartner Stoker, den er suffbedingt mehrfach mit Mr. Staker ansprach, dass er gerne sein Leben ändern würde, aber nicht wüsste, wie er es anpacken soll. Schließlich bat er Stoker, seine Biografie zu verfassen. Allerdings nur die Vita – was für ein blödes Wort – seines Extralebens als Untoter. Außerdem müsse er im Buch extrem sexy sein. „Ich will endlich poppen!“ Und wenn schon nicht im echten Leben, dann wenigstens in der Biografie. „It’s the image that makes you a fucking giant.“ So viel hatte er gelernt.
Free as a Bat
Stokers Dracula-Biografie war ein Pflockbuster und ließ quasi den Mond aufgehen. Dracula fühlte sich batter than ever. Nach erfolglosen Versuchen als Sänger („Blut her, Blut her, oder ich fall‘ um“), Holzfäller, Zaunpfahl-Designer, Geisterbahngeist, Nagelstudio-Inhaber („Glamour & Nails“), ghanaischer Designersarg-Dealer, mitgliedsloser Sektenchef der Zeugen Draculas und Hutmacher generierte Dracula endlich das nötige Selbstbewusstsein für eine Karriere als freisaugender Vampir. Dennoch war auch dieser Job kein Blutzuckerschlecken. Zu jener Zeit royalierte Gloria Victoria („God bless your wonderbra“) über Gernegroßbritannien. Ihr Lieblingsprojekt war, die ganze Welt in ihr XXL-britisches Korsett zu zwängen. Geografisch und modisch. Immer wieder scheiterte Dracula an den kompliziert und zudringlichkeitsproof geschnürten Biedermiedern der britischen Ladys. Und oft genug verprügelten ihn seine geschmäcklerischen Zwischenmahlzeiten auch noch mit Holzkreuzen und schwenkten ihre Knoblauchfahnen selbstbewusst wie Cheerleader. In seiner Biografie, die Bram Stoker so wunderbar zusammengefakt hatte, sah das ganz anders aus: Dort genügte sein schiefes Lächeln, um jedes Dekolleté zu sprengen. Und wenn es mit NATO-Draht geschnürt war.
(Weiter zu Folge 3: Coffin to go)