The MGB History Remix (1.1)

Episode 1: Eva & Adam, Folge 1: Apfel & Würmchen

History is a big, big ducking mess, leaving loads of question marks and spencers. And wherever you go – Killfuckingroy has already been there.
(Artwork: Munich Globe Bloggers)

In einer Szenerie, die von Edouard Manets Gemälde Das Frühstück im Freien vorabgekupfert ist und so theatral wirkt, als hätte Wes Anderson sie inszeniert, liegen Adam und Eva nebeneinander im Gras. Beide nackt. Da sich diese Szene nicht auf Youtube oder einem anderen Kanal abspielt, der vom sittenwächternden Geist Evangelikal-Amerikas durchdrungen ist, fehlen die schwarzen Balken über Adams und Evas Repro-Modulen wahlweise deren Verpixelung und ein Altersnachweis als Zugangsbarriere. Adam und Eva sind demnach keine Yankees. Und Gott, der das alles mit dem Fernglas beobachtet? Ist er ein Yankee? Wir wissen es nicht. Noch nicht. Doch tun wir es Gott gleich und zoomen näher heran, optisch und akustisch, sodass wir ihrem Gespräch folgen können. Hinweis: Adam ist ein biologischer Mann, Eva ist eine biologische Frau. Da noch nicht einmal Gott als Bevormundungsinstanz aufgetreten ist, haben sich noch keine Geschlechterrollen etabliert. Nichts mit Adam geht jagen, Eva kocht und macht den Abwasch. Alles ist verhandelbar. Das Alte Testament, dessen Seriosität wir selbstverständlich anzweifeln, möchte uns Eva als ein Rippen-Upcycling-Produkt Adams verscherbeln. Wir klopfen diesen ollen Schinken deshalb umweltbewusst in die Altpapapyrus-Tonne. Und präsentieren unsere eigene Theorie: Eva entband sich selbst aus einem güldenen Schuh der Marke Adamolo Blahnik. Und Adam schnitzte sich selbst aus dem Holz des Gueva-Baums. Beides geschah zeitgleich. Wo? Wissen wir nicht. Eden war weder ein Garten noch eine Shoppingmall. Wäre Eden tatsächlich ein Garten gewesen, hätten Archäologen mit Sicherheit Gartenzwerge gefunden. Gott war schließlich ein unglaublicher Spießer. Und in einer Shoppingmall wären sich Adam und Eva nie begegnet. Zu viel Ähnlichkeit mit dem Bermudadreieck.

Zurück zur Szene: Die beiden Selfmade-Menschen Eva und Adam begegnen sich quasi auf Beckenhöhe in einer Landschaft, die dem Rotkäppchen-Sekt-lieblichen Auenland gleicht. Nur ohne diese nervigen Hobbits. Sie finden sich sympathisch, poppen und haben dann Hunger.

Adam: Mann, warst du gut!
Eva: Du auch, Baby. Als hätte ich dich extra für mich erschaffen. Dein komisches Ding da unten hat perfekt bei mir reingepasst. Dabei dachte ich anfangs, dieses Würmchen ist zum Angeln. Und kaum zupfe ich daran, schnellt es hoch und ist hart wie ein Ast. Wow!
Adam: Apropos Ast. Ich hab ‘nen verdammten Krater im Magen. Lass uns was einwerfen. Dahinten kleben Äpfel am Baum. Und vielleicht springen mir noch ein paar Hasen auf den Grill.
Eva: Ich könnte mir eine Giraffe rein schieben … Ich meine oben.
Adam: Verstehe, dann lass uns jagen und sammeln. Von selbst kommt das Essen nicht in dieser Service-Wüste. Wer ist hier eigentlich Geschäftsführer?

Eva nähert sich einem Apfelbaum, während Adam einem Hasen hinterherläuft. Am Baum mit den schönsten Äpfeln hängt ein Schild:

Äpfel pflücken verboten! Dieser Baum und seine Früchte sind Eigentum der Gott GmbH. Zuwiderhandlung werden mit Erkenntnis nicht unter zwanzig Watt bestraft.

Eva zögerte. Was soll der Scheiß? Alles gehört hier allen. Langsam greift sie nach einem Prachtexemplar von Apfel. Da raschelt es und eine kleine Schlange erscheint zwischen den Blättern.

Eva: Hi. Wolltest du den Apfel essen?
Schlange: Nö. Ich mach hier nur PR.

Eva betrachtet die Schlange und überlegt kurz, ob sie auch groß und hart wird, wenn sie daran zupft.

Eva: PR?
Schlange: Ich erzähle Leuten wir dir, dass sie sich besser für Der andere Gott AG – entscheiden sollen.
Eva: Und wer oder was ist dieses „Gott“?
Schlange: Ein Religionsdienstleister. Besser gesagt, ein Glaubensenergieversorger.
Eva: Wozu?
Schlange: Damit Menschen, also Zeugs wie du und der Typ mit dem Würmchen zwischen den Beinen sich Dinge vorstellen, die es nicht gibt, um Dinge tun, die sie nicht wollen.
Eva: Zum Beispiel?
Schlange: Der Typ mit dem Würmchen – ooops, jetzt ist es plötzlich ein Ast … what the schmuck macht er denn damit … egal … – sagt dir plötzlich, du sollst putzen oder Geschirr spülen, während er lieber mit seinem Würmchen spielt. Und wenn du „nein“ sagst, zeigt er auf ein Schild der Gott GmbH. Da steht:

Gott = Chef. Adam = kleiner Chef. Eva = Sklave.

Eva: Und wenn ich mich weigere?
Schlange: Das ist der Punkt. Dann verprügelt dich Adam und sagt, der Chef will es so.
Eva: Und wenn ich mich beim Chef beschwere?
Schlange: Den gibt es ja gar nicht. Oder: Es gibt ihn nur, wenn du und Adam daran glauben.
Eva: Das heißt, ohne Gott sind wir besser dran?
Schlange: Zumindest, wenn ihr euch keinen Ersatzgott ausdenkt. Geld, Staat, Herrscher, Kapitalismus …
Eva: Das wird ganz schön kompliziert. Und was ist mit deinem Gott?
Schlange: Er bezahlt mich. Aber ich glaube nicht an ihn, sondern nur an das Geld, das ich von ihm bekomme.
Eva: Geld?
Schlange: Ein Tauschmittel ohne Eigenwert. Es basiert auf dem Glauben, dass alle anderen oder zumindest sehr viele auch daran glauben.
Eva: Und was mache ich jetzt mit Adam und dem Apfel?
Schlange: Den Apfel kannst du essen. Und Adam würde ich besser nichts von Gott erzählen.
Eva: Aber wirst du nicht bezahlt, um Leute wie uns zum Glauben an den anderen Gott zu bewegen?
Schlange: Schlaues Mädchen! Theoretisch ja, de facto werde ich nach Stunden bezahlt.
Eva: What the suck sind „Stunden“?

(Fortsetzung folgt)

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