Bravetart: 3. Abyssdeen

Ein Highlands-Monster-Offroad-Whisky-Musical

Jenseits von Edinburgh: Der Top-Hit von Bambino di Glasgow war schon einige Jahre aus den Charts verschwunden, als Trigger MacBullet diesen Song pfeifend über die Ruine des geheimnisverwitterten Smellrose Castle stolperte
(Foto/Artwork: Munich Globe Bloggers)

Der Gurgel überraschte mit einer langlebigen Torfnote und einem Hauch Shetlandpony. Im Abgang punktete er mit verbranntem Kilt. Ich leerte den Aroma-Sarg in einem Zug.

Trigger MacBullet, Monsterbuster

(Hier geht’s zur ersten Folge: Bravetart: 1. Glenmunchies)

Die Nacht löste sich auf und ich blickte in das Shortbread-farbene Gesicht Tara Tweeds, Chefin der Glasgower Monsterzulassungsstelle.

„XXL-Sorry!“, seufzte sie. „Mussten dich kurzschließen. Dein Auftrag lautete, das fucking Monster zu liquidieren – nicht uns.“ Sie fummelte ein halbes Dutzend Golfbälle aus meinem Mund. „Noch ein Song und wir tätowieren dir ’I brake for Maggie Thatcher’ auf die Stirn.“

Ich nickte. Lieber ließ ich mich von einem Analog-Monster zu Haggis verarbeiten, als Sympathie für diesen neoliberalen Liebestöter zu heucheln. Ein Gorilla half mir aus der extra-langärmeligen Jacke.

I walk the mines

„Ab jetzt wirst du den wortkargen Killer mimen“, kritzelte ich in meine Synapsen-Kladde. Und stumm ans Universum gerichtet: „Oh fucking Lordy, let bullets be my words!“ (William Edgar Wallace, Psalm 1270). Zur Versöhnung reichte Tara mir eine Flasche Kill Stomach. Ehrliche fünfzig Jahre hatte dieser Kult-Whisky in einem Eichenfass geschlummert, das Angler aus einem Moor gezogen hatten. Der Gurgel überraschte mit einer langlebigen Torfnote und einem Hauch Shetlandpony. Im Abgang punktete er mit verbranntem Kilt. Ich leerte den Aroma-Sarg in einem Zug.

Der Trip von der Nordwestküste an die Nordostküste Schottlands war ein Spaziergang durch die Piratengedichte von Robert Louis Stevenson. Noch aus dem hintersten Winkel der Firths hauchte das Meer seinen salzigen Seetang-Atem. In unseren müden, aber unabgeschlagenen Köpfen verwandelte sich dieser widerstandslos in beißfesten, kugelsicheren Seemannsgarn. Schottland highland-fivete uns mit den felsigen Händen seiner Burgruinen, führte uns hinters Licht mit überraschenden Sonnenstrahlen, die sich weich wie Sea-Sheep-Butter in unseren gut gefüllten Whiskygläsern reflektierten, und sammelte all unseren Respekt mit dem moosigen Baumstammbrustpelz der steinalten Eichen, der Sean Connery und selbst Austin Powers zur Ehre gereicht hätte.

Every death you make

Mitten in diese kosmische Stille platzte Tara Tweeds Handy mit Queens Don’t Lose Your Head.

„… What the duck!? Neue Spur?“

Zehn Minuten später blickten wir von einem Waldrand auf einen kleinen See. Dicht am Ufer ragten geflochtene Kegel aus dem Gras wie riesige umgedrehte Körbe. Mein Spinner-Kollege Erich von Däniken hätte sie sicher für prä-astronautische Raketenwärmer gehalten. Ein älteres Ehepaar deutete mit Angelruten auf die Ungetüme. „Das Monsternest!“

Ich zog meine Perforiermaschine.

„Lass stecken“, grummelte Tara, „das ist Highlands Art: The Big Willow von Patrick Dougherty.” Aus strahlend blauem Himmel entlud sich romantische Spannung. Ich flüsterte eine Liedzeile zwischen die Zweige und fühlte mich wie der Geheimnismann in Wong Kar-Wais Film 2046.

(Weiter zur vierten Folge: Bravetart. 4. Skulloden)

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