Wunderando (4)

Der große MGB-Heiligencheck

It’s tough as hell to become a damn saint. No job for candy-asses, Porsche pussies, and gun nuts. You’ve gotta take it like Rocky. Or Saint fucking Rita.
(Artwork: Munich Globe Bloggers)

Die reinste Demutsorgie!

Munich Globe Bloggers – Saints Department

(Hier geht’s zur ersten Folge: Wunderando 1)

Kult-Mumie

Lovely Rita, meter maid, sangen die Beatles, immerhin eine der wichtigsten Referenzen, wenn es um die Einschätzung von Ladys geht. Oft genug waren die Fab Four auf der Flucht vor kreischenden Mädchenhorden. Meter maid ist Englisch für Politesse, also eine diese uniformierten Tantchen, die prüfen, ob die Parkzeit abgelaufen ist und falls ja, eine monetär relevante Notiz ans vordere Autofenster klemmen. Alles Uniformierte strahlt ja eine gewisse Militanz aus, was wiederum prima zu unserer auserwählten Heiligen passt, Rita von Cascia, die vor allem im 14 und 15. Jahrhundert ihr Pinguinwesen trieb. Karrieretechnisch gelang Rita der Sprung vom Analog-Pinguin zur pilgeraffinen Kult-Mumie in attraktiver Hood (Basilika Santa Rita, Cascia, Umbrien). Bescheiden und selbststreng wie sie war, verschmähte Rita posthum diverse Filmangebote und Auftritte in Musikvideos und Werbespots, darunter eine äußerst lukrative Rolle als Imhoteps Loverin Anck-es-en-Amun in Die Mumie (1930) mit dem Godfather of Monsters Boris „Frankenstein“ Karloff. Immerhin ein Kinoklassiker und keine fucking Telenovela.

Rita gegen alles

Wir wissen leider nicht, was die Dame zu Lebzeiten anstellte, um sich den Heiligenstatus zu verdienen – außer effektvoll herum zu frömmeln. Hier schwächelt die Überlieferung. Um diese Lücke zu füllen, bedienen wir uns eines hochkomplexen Unterstellungslogarithmus, entwickelt von unserem Strategiedepartment.

Nachdenkliche Blog-Gäste fragen sich jetzt womöglich, was macht eine religiöse Arschkriecherin in unserem Ranking und wie toppt sie obendrein Google-Toni und Power-Paddy? Haben die Munich Globe Bloggers jetzt auch eine Frauenquote oder so ein hippes Diversitydings? Nope. Ganz einfach: Rita liefert. Anders als Google-Toni ist sie sogar megamultitaskfähig und erhört Hilfesuchende quasi in allen Metiers. Und Rita ist sich für keinen Hilfsjob zu fein. Die reinste Demutsorgie! Rita hilft bei Alzheimer (allerdings sollten Sie nicht vergessen, Rita anzurufen), Blubberwasserkopf, Glücksspielpech, Kaffeeklatscheritis, Laubbläserkonzerte, Nikotinpflasterallergie, Nostalgie, Parkplatznot, Pfaffenpocken, Prüfungsangst, Quarantäne, Sonnenbrand, Sternhagelvöllegefühl, Twitter, Unterrausch, Verwesung, Weltuntergang und überall da, wo sich sonst niemand zuständig fühlt. Das macht ihr keiner nach.

Roter Hering

Abzug gibt’s allerdings, weil Sankt Rita auch Metzgern hilft. Dieser Beruf sollte baldmöglichst aussterben, finden wir. Und Ritas Fan-Fanatismus geht uns auch zu weit. Sie kostümiert sich nicht nur mit dem üblichen Merchandisingkram der Otto-Analog-Spinner („I love Jesus“-Schal, T-Shirt mit Turiner-Grabtuch-Faksimile-Druck, Kruzifix-Ohrringe, Roter Hering um den Hals usw.) – statt Spleeners wie Bademütze oder Fahrradhelm trägt sie auch noch regelmäßig eine Dornenkrone. Das würde ihr heute vermutlich einen Scheißsturm bescheren wegen kultureller Aneignung. Von der Aneignung zur Enteignung ist es nur ein Schneckensprung! Immerhin stammt Rita aus Italien und nicht aus dem Nahen Osten wie Jesus. Zwar waren es laut damaligen Medien römische Invasoren, die Jesus die Dornenkrone andrehten, doch diese Art von Headset war eben auch ein gängiges Deko-Gadget der damaligen Nahostkultur ähnlich wie die Rastalocken ein Symbol der jamaikanischen Ureinwohnenden sind. Absolut unverzeihlich ist allerdings Ritas Dauerstirnnarbe, angeblich von Jesus per Hitzeblick hingelasert. Keine Jokes auf Kosten von Harry Potter! Da sind wir so was von urempfindlich.

Deshalb gerade noch Platz 8.

Quickfacts

  • Heiligenschein-Leuchtkraft: 1.000.000 ÄW (Ätherische Watt); entspricht einer Jesuslasertaschenlampe
  • Anrufungseffizienz: 80 %
  • Wunderreichweite: weltweit; Quick-Response-Location: Saint Rita Point, James Ross Island, Antarktis
  • Selbst-Torture-Level: 9 (Pinguinkloster, katholisch, Wundmale)
  • Instagrammability: 60%
  • Kernkompetenz: alles
  • Bonus Features: Onlineshop für Wundmale (auch Mietmodelle)
  • Künstlernamen/Nicknames: Dornenkronröschen, Queen Mummy, Ritalin, Salbei-Rita
  • Autobiografie: Queen Mummy of fucking everything
  • Powerslogan: Empowering scares / Rita adelt den Schmerz
  • Jubelgeste (bei erfolgreichem Wunderabschluss): beide Hände mit gespreizten Fingern auf den Kopf gesetzt (symbolisiert eine Dornenkrone)
  • Lieblingsbuch: Die Wandernonne
  • Lieblingsfilm: Educating Rita
  • Lieblingssong: Nun Of Us (Abba)
  • Lieblings-TV-Serie: Die Dornenvögel
  • Bevorzugtes Rauschmittel: XXL-Fasten
  • Höchste Competition-Platzierung: Platz 1, Stigmata Babe of the Year (1769, 1921, 2004)

(Hier geht’s zu Platz 7 unseres Heiligenrankings: Wunderando 5)

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