A Mute Reminder

Poppy Anti-War-Memo: Walter Kuhns Post-Sheep-Installation „Never Again“ auf dem Münchner Königsplatz 2018
(Foto: Munich Globe Bloggers)

In derelict sidings the poppies entwine …

Pink Floyd: The Final Cut

Sonne. Finally. Jetzt leuchten sie in magic poppy red. Die Stoffblumen auf dem Münchner Königsplatz. Noch kein Schnee Anfang Dezember. Gut so. Zwischen den kahlen Bäumen und dem erschöpften Rasen erscheinen die überdimensionalen Art-Poppies als außerirdische Botschafter. Antennig. Entschlossen. Voll energischer Traurigkeit. Mit einer Beauty-powered Message an diese merkwürdigen Erdbewohner, die so gerne zerstören.

I am fearful when I see people substituting fear for reason.1

Ein symbolisches Memo, hundert Jahre nach Ende der ersten Globalschlacht. Denn Homo barbarus, wie die Menschen im Rest des Weltalls genant werden, ist ein notorischer Gewaltfuzzi, ein Wiederholungskrieger. Alle anderen Kosmosbewohner sehnen sich danach, dass ihm mal endlich jemand die Sonne ausknipst. Walter Kuhn ist da sanfter. Der Kunstgärtner und ehemalige Kunstschäfer2 im Olpark protestiert mit einer friedlichen Blumenversammlung unter freiem Himmel zwischen den beiden Fake-Tempeln mit römischen Vasen und griechischen Götterstatuen, während lernunfähige Macht- und Waffenfuzzis mit hochgekrempelten Ärmeln weiter an der Zerstörung des Planeten arbeiten.

Only charcoal to defend3

In der Flächenperspektive drängt sich Christo in die Assoziationskette: The Gates im New Yorker Central Park, 2005. Und die weniger bekannten Wrapped Walk Ways in Kansas City, 1977/78. 

Als visueller Soundtrack klimpert The Final Cut. Ein Epilog auf The Wall, mit dem sich Roger Waters von Pink Floyd verabschiedete. Dieses Düsteralbum ist ein blühendes Mohnblumenfeld. Sie poppen überall hervor. Auf dem Cover. Zwischen den Rillen. In den Lyrics.

In derelict sidings the poppies entwine …4

Mohnblumen suchen sich sonst gerne Ränder aus. Sie wachsen zwischen dem Gerümpel an Baustellenzäunen, auf stillgelegten Gleisen und neben vergessenen Gräbern. Für einen so ehrenwerten wie dringlichen Auftrag, die Menschen zum Frieden zu ermutigen, recken sie ihre schüchternen Blüten ausnahmsweise in die Rampensonne.

Wurzelnoten

  1. Der Außerirdische Erdbesucher Klaatu in The Day the Earth Stood Still, 1951
  2. Kunstprojekt Urbane Transhumanz, 2015
  3. Pink Floyd: Two Suns In The Sunset (The Final Cut, 1983)
  4. Pink Floyd: Your Possible Pasts (The Final Cut, 1983)

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