Tod durch Zwerchfellbumm

Vier Zähne für ein Halleluja: Survival-Guide für das Land mit den meisten Unesco-Weltkontaminationserbestätten
(Cover: Heyne Verlag)

Ein Glas molwanisches Leitungswasser enthält 80% des Jahresbedarfs einer Person an Spurenmetallen und Kolibakterien.

Cilauro/Gleisner/Sitch: Molwanîen. Land des schadhaften Lächelns

Bei allem Respekt vor den großen Traumreiseklassikern: Weder Bitterfeld noch Tschernobyl, ja nicht einmal die kasachische Kulturmetropole Kuzcek können Molwanîen den Knoblauchschnaps reichen. Die Entdeckung dieses Paradieses für Latrinisten, Ungeziefer und Bausünder verdanken wir den selbst- und furchtlosen Globespöttern Rob, Tom und Santo aus dem Kopfstandland Downunderia.

So vieles spricht für Urlaub in Molwanîen:

  • 1. Architektur: Rustikale Schauergotik flirtet mit feinsinnigem Betonbarock der 50er Jahre.
  • 2. Baden: Am Skrotul-See sind die Strände so beliebt, dass manche Gäste „Minen unter ihre Handtücher schieben, damit niemand ihren Platz wegnimmt“.
  • 3. Kulinarische Highlights: z. B. der Kultschnaps jzornflek, schwarzgebrannt aus Wacholderbeeren und Bremsflüssigkeit.
  • 4. Fernsehen: Sehr beliebt ist das heimische Nachrichtenprogramm Molwa Tuja!, das quasi sonnenbrandwarm darüber informiert, „welche Regierungsmitglieder an diesem Tag verhaftet wurden“.
  • 5. Modernität: Bei aller Konservativität ist heute „in vielen Landesteilen für Männer der Schnurrbart nicht mehr zwingend vorgeschrieben“.

Zwischen gulagnostalgischer Aufbruchstimmung und neo-tschernobylischer Strahlkraft bleibt genügend Raum für die Sorte von Abenteuer, die eine Reiseversicherung rechtfertigen, und für diesen Hauch von Exotik, der heute so vielen Reisezielen fehlt. Etwa in der Jugendherberge Bardjov, wo alle Schlafsäle single sex sind, „das heißt, man kann nur einmal am Tag Sex haben“.

Eine ganz besondere Challenge für die Generation Smarter-than-me-Phone sind Urlaubsgrüße:

Die Internetnutzung hat sich in Molwanien nur langsam durchgesetzt, und bei der Maximalleistung von 17 bps stellen viele Besucher fest, dass Postkarten tatsächlich schneller ankommen als E-Mails.

Santo Cilauro, Tom Gleisner & Rob Sitch: Molwanîen

Santo Cilauro, Tom Gleisner & Rob Sitch: Molwanîen. Land des schadhaften Lächelns, 2005, Heyne Verlag

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